Humor ist, wenn man trotzdem lacht?!

Blondinen, Ostfriesen, Lehrer – sie alle mussten schon oft für einen guten Lacher herhalten. Und irgendeinen Blondinenwitz kennt gefühlt jeder.

Doch was ist mit dem hier, schon mal gehört?

Ein Blinder geht mit seinem Hund ins Kaufhaus. Dort stellt er sich hin und schwingt den Hund an der Leine um seinen Kopf, rundum und immer wieder. Schlussendlich kommt ein Verkäufer vorbei und fragt: „Was machen Sie denn da? Äh, kann ich Ihnen helfen?“ Darauf der Blinde: „Och nö, ich schau mich nur mal so um.“

Und was ist hiermit?

Cartoon Phil Hubbe
Copyright: Phil Hubbe, Lappan Verlag

Oder hiermit?

Cartoon Phil Hubbe
Copyright: Phil Hubbe, Lappan Verlag

Witze – in Wort und Bild – über Behinderte: Darf man das?

Comedian Martin Fromme sagt auf seiner Homepage:

Man darf nicht nur Witze über Behinderung machen, man muss es sogar. Humor baut Berührungsängste ab. Das Mysterium Behinderung wird entmystifiziert.

Man darf herzlich lachen, weil man sich wiedererkennt. Als Nicht-Behinderter und als Behinderter in all den typischen Handlungsmustern. (…)

Martin Frommes Buch „Besser Arm ab als arm dran“ verkauft sich derzeit ganz gut in Deutschland. Für den Herbst ist sogar eine Tour geplant.

Auch Cartoonist Phil Hubbe ist seit Jahren erfolgreich mit seinen Cartoons – ob als Buch oder Kalender. Seine Zeichnungen treffen den Nerv des Publikums.

Macht es vielleicht einen Unterschied, dass beide selbst eine Behinderung haben? Phil Hubbe hat Multiple Sklerose, bei Martin Fromme wurde der linke Unterarm bei der Geburt nicht mitgeliefert, wie er selbst sagt. Dürfen also nur Menschen mit Behinderung Witze über sich und andere Behinderte machen? Dann dürften aber auch nur Blondinen Blondinenwitze erzählen, nur Lehrer Lehrerwitze…

Tabus brechen

Als Phil Hubbe mit seinen Cartoons anfing, brach er ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Doch letzten Endes verarbeitete er immer Erfahrungen und Beobachtungen aus seinem Leben – oft zugespitzt, wie es sich für einen Cartoonisten gehört. Aber seine Zeichnungen finden großen Anklang. Vor allem unter denen, die selbst eine Behinderung haben.

Hubbes schönstes Kompliment: Er bekam eine E-Mail, in der sich einige Gehörlose beschwerten, dass sie noch nicht in seinen Cartoons aufgetaucht sind. Was will man mehr?!

Phil Hubbe wünscht sich, dass mit seinen Cartoons Brücken zur Gesellschaft gebaut werden. Ein unverkrampfter Umgang mit behinderten Menschen ist ihm wichtig.

Grenzen des Humors

Und mal ganz ehrlich: Warum denn auch nicht? Wenn es endlich normal ist über Menschen mit Behinderungen Witze zu machen, heißt es dann vielleicht auch ein Stück weit, dass Behinderungen an sich normal sind. Fängt Inklusion also beim Humor an? Ich denke schon!

Abschließend bleibt natürlich noch zu sagen, dass es immer wichtig ist, bestimmte Grenzen zu wahren. Wer in Gegenwart eines Rollifahrers einen Witz erzählen will, der eindeutig unter die Gürtellinie geht, sollte sich vielleicht vorher kurz fragen, wie er sich in dieser Situation an Stelle des Rollifahrers fühlen würde.

Natürlich ist Humor immer so eine Sache und nicht jeder findet das lustig, worüber andere herzhaft lachen können. Aber mit ein wenig Empathie und Einfühlungsvermögen sollte es in der Regel doch möglich sein, zu beurteilen, ob ein Witz gerade angemessen ist oder eher nicht. Wir müssen ja schließlich nicht alle zum Lachen in den Keller gehen…

PS: Eine kleine Witzesammlung gibt es auch bei Raul Krauthausen.

Welche guten Behindertenwitze kennst du? Wo sind für dich die Grenzen?


8 Gedanken zu “Humor ist, wenn man trotzdem lacht?!

  1. Ich denke Witze müssen erlaubt sein. Solange diese Eigenschaften der Behinderung widerspiegeln (siehe dein Beispiel Blind Date) ist das, zumindest für mich ok. Wenn es persönlich oder beleidigend wird ist das nicht mehr ok.

    Ich weiß nicht ob es das trifft? Witze über die Behinderung sind ok, über die Behinderten oder einzelne Menschen nicht.

    Man darf auch eines nicht vergessen: Die besten Witze kommen zumeist von „Mitgliedern“ aus der im Witz angesprochenen Gruppe :)

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    1. Ich denke auch, dass es den wenigsten Menschen beim Witze erzählen, wirklich darum geht, die angesprochene Gruppe in dem Witz irgendwie runterzumachen oder anderweitig bloßzustellen.
      Alle, die das damit bezwecken, überschreiten in meinen Augen auch eine Grenze – da ist es dann auch egal, ob es ein Witz über Blondinen oder Schwule ist.

      Zu deiner letzten Anmerkung: Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Wahrscheinlich weil sie den besten Erfahrungsschatz haben – und dazu gehören im Idealfall eben auch witzige Situationen und/oder Alltagskomik. :)

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